1928 wurde ich in der Kreisstadt Reichenbach am Fuße des Eulengebirges, etwa 100 km südlich von Breslau, in Schlesien geboren. Mein Vater betrieb als Konditormeister dort eine Konditorei mit Café. 1932 verlegte er seinen Wohn – und Geschäftssitz in die aufstrebenden Industriestadt Hindenburg in Oberschlesien. Dort besuchte ich zusammen mit meinem Bruder die Volks – und später die Oberschule. 1944 wurde ich, gerade 15 Jahre alt, als Luftwaffenhelfer eingezogen.
Reichenbach1

Als 17 jähriger hatte ich das Glück, nach einer Verwundung im Harz, aus russischer Kriegsgefangenschaft in Gotha entlassen zu werden und konnte später bei Verwandten in Hamburg unterkommen wo ich ein Handwerk erlernte. Kaufmann Hans Joachim 1944

Meine Mutter und fünf Geschwister fand ich 1946 nach ihrer Ausweisung aus Schlesien in Elsfleth an der Unterweser wieder.

1950 bewarb ich mich als Bergmann im Ruhrgebiet und wurde auf einer Zeche in Gelsenkirchen - Buer angelegt, Von dort wechselte ich zur Zeche Jacobi in Oberhausen. Die Nachbarzeche Franz Haniel verließ ich 1965 als Steiger, da sich inzwischen eine sogenannte Kohlenkriese abzeichnete.

1957 hatte ich in Sterkrade meine aus Hindenburg stammende Frau geheiratet, die ich auf einem Heimattreffen in Essen kennengelernt hatte. Unser Bestreben war es, für die zu gründende Familie ein eigenes Haus zu bekommen. Wir suchten nach einem Grundstück im näheren Bereich der Schachtanlage, leider immer mit negativem Ergebnis. Unser Wüstenrot-Bausparvertrag hätte gerade für ein Grundstück gereicht, jedoch nicht für ein zu bauendes Haus.

Da sagte mir eines Tages der Wüstenrot-Bezirksleiter in Oberhausen, dass er für mich „Grundstück mit Haus“ in Friedrichsfeld hätte. Ich fragte ihn, wo denn Friedrichsfeld läge, und er antwortete bei Wesel. Ich schaute auf eine Karte und war erschrocken, denn ich fuhr damals ein MOPED. Er argumentierte damit, dass jetzt die Autobahn nach Arnheim gebaut würde und ich in 2-3 Jahren wohl ein Auto hätte. Also setzte ich mich an einem freien Tag auf mein Vehikel und fuhr zum ersten Mal über Dinslaken nach Friedrichsfeld, um mir die Gegend anzuschauen. Es war ein warmer Sommertag, und ich war begeistert von der mit großen Bäumen bewachsenen Straße (B 8). Man fuhr wie durch einen grünen Tunnel.

In Friedrichsfeld fand ich das beschriebene Gelände östlich der Hindenburgstraße (B 8), sah eine sandige Trasse (Hugo-Mueller-Strasse) mit Gräben für Rohrleitungen. Links und rechts standen einige Birken und Ginstersträucher. - Ich aß mein mitgebrachtes Butterbrot und ließ alles auf mich wirken.
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Kurze Zeit später fuhren meine Frau und ich mit dem Zug von Sterkrade nach Friedrichsfeld wo ich ihr die ersten Grundmauern der neuen Häuser zeigte.

Eines Tages standen wir dann bei der „Wohnbau Dinslaken“ in Dinslaken in der Lessingstraße im Büro und sahen erstmalig einen Lageplan des geplanten Demonstrativ-Bauprogramms. Nach einigen Überlegungen entschieden wir uns, dieses finanzielle Wagnis auf uns zu nehmen und unterschrieben einen Kaufvertrag.

Unsere Geduld wurde dann allerdings auf eine sehr harte Probe gestellt. Etwa drei Jahre zogen sich die Bauarbeiten für unser Haus hin. Selbst der Einzug war noch dramatisch. Der Möbelwaren fuhr sich im Heidesand fest und die Möbel mussten an das Haus herangetragen werden. Im Wohnzimmer fehlten der Fußbodenbelag und ebenfalls jeder Elektroanschluss. Aber wir standen nun einmal mit unseren drei kleinen Kindern da. Der freundliche Bauleiter Herr Emminghaus regelte alles, und wir Neubürger von Friedrichsfeld sanken abends froh in unsere Betten. Zwei Jahre später wurde in diesem Haus dann unser vierter Sohn geboren.

Ich fuhr noch etwa 2 Jahre per PKW zu meiner Schachtanlage nach Bottrop und wechselte dann nach einer beruflichen Weiterbildung als Bauingenieur zum Wasser – und Schifffahrtsamt nach Wesel.
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Unsere Kinder besuchten die Grundschule und dann das neu erstellte Gymnasium in Voerde. Dort konnte ich eine „AG Briefmarkensammeln“ einrichten, die später im Maximilian-Kolbe-Haus in ihrer Blütezeit einen Treffpunkt für ca. 50 Jungen und Mädchen fand. Nicht nur meinen Kindern brachte ich im Hallenbad Wesel das Schwimmen und Rettungsschwimmern bei der DLRG bei. Als Briefmarkensammler trat ich dem örtlichen Verein unter Heinz Sarres bei. Für mich folgten noch weitere ehrenamtliche Tätigkeiten.

Meine Frau engagierte sich bei der katholischen Kirchengemeinde und half über 14 Jahre im „Eine Welt Laden“ in Friedrichsfeld aus.
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Mit unserer Nachbarschaft leben wir in gutem Einvernehmen.

Von Seiten der Stadtverwaltung fanden wir immer kompetente Ansprechpartner und besuchen gern Vortrage, Ausstellungen und Konzerte im Rathaus.

Die Einrichtung eines Bürgerbüros in Friedrichsfeld haben wir sehr begrüßt.

Einer unserer Söhne wohnt heute noch in Voerde. Wir haben unseren Weg in diese Stadt nie bereut.

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